Seine Firma baut bereits bezahlbare Elektroautos: Startup-Gründer Günther Schuh fordert im DW-Gespräch vom Staat mehr Konsequenz bei den Förderprämien für Elektrofahrzeuge.
Deutsche Welle: Herr Professor Schuh, Sie kritisieren die höheren Förderprämien bei dem Verkauf von Elektroautos. Was stört Sie?
Günther Schuh: Ich kritisiere diese Förderprämie nicht grundsätzlich. Es ist offensichtlich notwendig, die zunächst einmal relativ teuren Elektroautos etwas zu unterstützen, damit der Markt anspringt. Als reiner Elektroautohersteller stört mich allerdings die jetzige Planung, nach der diese Förderprämie zur Hälfte vom Staat und zur Hälfte von den Herstellern erbracht werden soll. Die klassischen Autohersteller können Gewinne oder Margen aus dem Verbrennerfahrzeug-Geschäft dazu verwenden und verrechnen. Von meiner Firma kann man das aber meines Erachtens nicht verlangen. Ich kann dieses Geld nicht von margenträchtigen Großfahrzeugen abzweigen. Erstens haben wir von vorne herein schon ein maximal kostengünstiges Fahrzeug konstruiert und zweitens haben wir schon mit einer sehr knappen Marge kalkuliert.
Mehraufwand durch verzögerte Straßenfreigaben und Umweltprämie wird auf den Kaufpreis umgelegt – Vorbesteller nicht betroffen
Aachen, 21. November 2019 – Die e.GO Mobile AG passt die Preise des Elektroautos e.GO Life ab Januar 2020 an. Die Preise der drei Varianten e.GO Life 20, 40 und 60 erhöhen sich zukünftig um jeweils 2.000 Euro. Die verzögerten Straßenfreigaben mehrerer Zulieferkomponenten erhöhten den Entwicklungs- und Materialaufwand für den e.GO Life erheblich.
Die e.GO Mobile AG passt die Preise des Elektroautos e.GO Life ab Januar 2020 an. Copyright e.GO Mobile AG
Blockchain gilt als Technologie mit großem Potenzial. Doch wie lassen sich die Vorteile der dezentralen Datenbanken für Supply-Chain-Anwendungen nutzen? Das Elektromobilitätsunternehmen e.GO Mobile entwickelte hierzu seine eigene Methodik.
[...]
Suche nach UseCases
Auch die 2015 gegründete e.GO Mobile AG möchte die Blockchain-Technologie für sich nutzen. Das Portfolio des Start-ups im Bereich der Elektromobilität umfasst das „e.GO Kart“, ein elektrischunterstütztes Kart, den „e.GO Life“, ein kleines E-Stadtfahrzeug, sowie den „e.GO Mover“, einen autonom fahrenden Elektro-Kleinbus.
In Sachen Blockchain suchten e.GO Mobile und die Forschungseinrichtung FIR an der RWTH Aachen gemeinsam mögliche UseCases der Technologie im Umfeld des e.GO Life. Ein identifizierter UseCase adressiert die Erhöhung des Restwertes des Autos nach Benutzung oder beim Weiterverkauf des Gebrauchtwagens.
Am Senoplast Messestand auf der K2019 ist das e.GO Elektroauto zu sehen, das dank seiner Kunststoff-Karosserie Gewicht und Kosten spart. Basis für die in Thermoform-Bauweise hergestellten Teile sind Senosan ABS-PMMA Platten in neuartigen Metallic-Tönen. Vorteil: Selbst mit der 4-fachen Wandstärke ist Kunststoff nur halb so schwer wie klassische Stahlbauweise. ABS-PMMA ist mit einer Dichte von ca. 1 kg/dm³ fast acht Mal leichter als Stahl (7,8 kg/dm³). Außerdem verzeiht der Werkstoff Bagatellschäden wie Parkrempler ohne bleibende Verformung.
Günther Schuh, Professor für Produktionssystematik an der RWTH Aachen und CEO von e.GO Mobile, hält an der Aussage des Unternehmens „Elektromobilität ohne jegliche Abstriche oder Aufpreise“ fest und bringt den e.GO Life ab 11.900 Euro (nach Umweltbonus) auf die Straße.
Eigenverantwortung, Flexibilität und Dynamik sparen Kosten
Das man dennoch etwas daran verdient, obwohl der e.GO Life im Kleinwagen-Segment platziert und daher nur in kleinen Stückzahlen gebaut wird, liegt auch am Einkauf des Unternehmens. Auf starre Regeln und zeitfressende Projektdokumentationen, wie die Erstellung von Pflichten- und Lastenheften, wird im Einkauf der e.GO Mobile AG verzichtet. Vielmehr setzt man auf Eigenverantwortung und Teams, die sich selbst organisieren. So sollen Projekte flexibler und dynamischer vorankommen, als im herkömmlichen Projektmanagement.
Hierdurch wird es dem Unternehmen möglich weniger zu planen, gleichzeitig aber mehr zu erreichen. Von Beginn an hat man sich darauf verständigt neue Bauteile oder Prozesse zu konzeptionieren und interdisziplinäre Teams zu entwickeln, die möglichst einfach und pragmatisch denken. Bauteile und Prozesse werden bei e.GO so schrittweise aus der Praxis heraus optimiert und weiterentwickelt – dies spart Kosten auch in diesem Prozess.
Essen. Prof. Schuh hat den StreetScooter und den Elektrowagen e.GO Life entwickelt. Was für den Durchbruch der E-Mobilität noch fehlt, sagt er im Interview.
Porsche-Liebhaber Günther Schuh (60) leitet den Lehrstuhl für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, seit Jahrzehnten Kaderschmiede für die deutsche Automobilindustrie. Er entwickelte den elektrischen City-Lieferwagen StreetScooter, dessen Produktion die Deutsche Post übernahm. Mit seiner Universitätsausgründung e.GO Mobile AG in Aachen baut Vorstandsvorsitzender Schuh den Elektro-Kleinwagen e.GO Life. Gerd Heidecke sprach mit ihm im Vorfeld der IAA über den Umstieg auf E-Mobilität und was ihn bisher noch bremst.
[...]
Teilen Sie die Einschätzung, dass die notwendigen Lithium-Ionen-Batterien bald sehr viel billiger werden und damit auch die noch teuren E-Autos? Auch der neue vollelektrische VW ID soll ja mindestens 30.000 Euro kosten.
Das wird nicht eintreten. Es gibt Skaleneffekte über höhere Stückzahlen und größere Produktionseffektivität von ein bis zwei Prozent jährlich, und man ist längst aus dem teuren Prototypenbau raus in der Serienfertigung. Aber viele Batteriehersteller hatten ihre vollen Kosten gar nicht weitergegeben. Das müssen sie jetzt tun. Es gibt auch klare physikalische Gründe, warum die Batterie nicht in großen Sprüngen leichter, kleiner, leistungsfähiger und noch billiger werden kann. Das Elektroauto spart viel in der Nutzung durch geringere Strom- gegenüber den Kraftstoffkosten und weniger Wartung. Es ist über die Nutzungsdauer bereits jetzt mehr als konkurrenzfähig.
Seine Firma baut bereits bezahlbare Elektroautos: Startup-Gründer Günther Schuh fordert im DW-Gespräch vom Staat mehr Konsequenz bei den Förderprämien für Elektrofahrzeuge.
Deutsche Welle: Herr Professor Schuh, Sie kritisieren die höheren Förderprämien bei dem Verkauf von Elektroautos. Was stört Sie?
Günther Schuh: Ich kritisiere diese Förderprämie nicht grundsätzlich. Es ist offensichtlich notwendig, die zunächst einmal relativ teuren Elektroautos etwas zu unterstützen, damit der Markt anspringt. Als reiner Elektroautohersteller stört mich allerdings die jetzige Planung, nach der diese Förderprämie zur Hälfte vom Staat und zur Hälfte von den Herstellern erbracht werden soll. Die klassischen Autohersteller können Gewinne oder Margen aus dem Verbrennerfahrzeug-Geschäft dazu verwenden und verrechnen. Von meiner Firma kann man das aber meines Erachtens nicht verlangen. Ich kann dieses Geld nicht von margenträchtigen Großfahrzeugen abzweigen. Erstens haben wir von vorne herein schon ein maximal kostengünstiges Fahrzeug konstruiert und zweitens haben wir schon mit einer sehr knappen Marge kalkuliert.
Mehraufwand durch verzögerte Straßenfreigaben und Umweltprämie wird auf den Kaufpreis umgelegt – Vorbesteller nicht betroffen
Aachen, 21. November 2019 – Die e.GO Mobile AG passt die Preise des Elektroautos e.GO Life ab Januar 2020 an. Die Preise der drei Varianten e.GO Life 20, 40 und 60 erhöhen sich zukünftig um jeweils 2.000 Euro. Die verzögerten Straßenfreigaben mehrerer Zulieferkomponenten erhöhten den Entwicklungs- und Materialaufwand für den e.GO Life erheblich.
Die e.GO Mobile AG passt die Preise des Elektroautos e.GO Life ab Januar 2020 an. Copyright e.GO Mobile AG
Blockchain gilt als Technologie mit großem Potenzial. Doch wie lassen sich die Vorteile der dezentralen Datenbanken für Supply-Chain-Anwendungen nutzen? Das Elektromobilitätsunternehmen e.GO Mobile entwickelte hierzu seine eigene Methodik.
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Suche nach UseCases
Auch die 2015 gegründete e.GO Mobile AG möchte die Blockchain-Technologie für sich nutzen. Das Portfolio des Start-ups im Bereich der Elektromobilität umfasst das „e.GO Kart“, ein elektrischunterstütztes Kart, den „e.GO Life“, ein kleines E-Stadtfahrzeug, sowie den „e.GO Mover“, einen autonom fahrenden Elektro-Kleinbus.
In Sachen Blockchain suchten e.GO Mobile und die Forschungseinrichtung FIR an der RWTH Aachen gemeinsam mögliche UseCases der Technologie im Umfeld des e.GO Life. Ein identifizierter UseCase adressiert die Erhöhung des Restwertes des Autos nach Benutzung oder beim Weiterverkauf des Gebrauchtwagens.
Am Senoplast Messestand auf der K2019 ist das e.GO Elektroauto zu sehen, das dank seiner Kunststoff-Karosserie Gewicht und Kosten spart. Basis für die in Thermoform-Bauweise hergestellten Teile sind Senosan ABS-PMMA Platten in neuartigen Metallic-Tönen. Vorteil: Selbst mit der 4-fachen Wandstärke ist Kunststoff nur halb so schwer wie klassische Stahlbauweise. ABS-PMMA ist mit einer Dichte von ca. 1 kg/dm³ fast acht Mal leichter als Stahl (7,8 kg/dm³). Außerdem verzeiht der Werkstoff Bagatellschäden wie Parkrempler ohne bleibende Verformung.
Günther Schuh, Professor für Produktionssystematik an der RWTH Aachen und CEO von e.GO Mobile, hält an der Aussage des Unternehmens „Elektromobilität ohne jegliche Abstriche oder Aufpreise“ fest und bringt den e.GO Life ab 11.900 Euro (nach Umweltbonus) auf die Straße.
Eigenverantwortung, Flexibilität und Dynamik sparen Kosten
Das man dennoch etwas daran verdient, obwohl der e.GO Life im Kleinwagen-Segment platziert und daher nur in kleinen Stückzahlen gebaut wird, liegt auch am Einkauf des Unternehmens. Auf starre Regeln und zeitfressende Projektdokumentationen, wie die Erstellung von Pflichten- und Lastenheften, wird im Einkauf der e.GO Mobile AG verzichtet. Vielmehr setzt man auf Eigenverantwortung und Teams, die sich selbst organisieren. So sollen Projekte flexibler und dynamischer vorankommen, als im herkömmlichen Projektmanagement.
Hierdurch wird es dem Unternehmen möglich weniger zu planen, gleichzeitig aber mehr zu erreichen. Von Beginn an hat man sich darauf verständigt neue Bauteile oder Prozesse zu konzeptionieren und interdisziplinäre Teams zu entwickeln, die möglichst einfach und pragmatisch denken. Bauteile und Prozesse werden bei e.GO so schrittweise aus der Praxis heraus optimiert und weiterentwickelt – dies spart Kosten auch in diesem Prozess.
Essen. Prof. Schuh hat den StreetScooter und den Elektrowagen e.GO Life entwickelt. Was für den Durchbruch der E-Mobilität noch fehlt, sagt er im Interview.
Porsche-Liebhaber Günther Schuh (60) leitet den Lehrstuhl für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, seit Jahrzehnten Kaderschmiede für die deutsche Automobilindustrie. Er entwickelte den elektrischen City-Lieferwagen StreetScooter, dessen Produktion die Deutsche Post übernahm. Mit seiner Universitätsausgründung e.GO Mobile AG in Aachen baut Vorstandsvorsitzender Schuh den Elektro-Kleinwagen e.GO Life. Gerd Heidecke sprach mit ihm im Vorfeld der IAA über den Umstieg auf E-Mobilität und was ihn bisher noch bremst.
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Teilen Sie die Einschätzung, dass die notwendigen Lithium-Ionen-Batterien bald sehr viel billiger werden und damit auch die noch teuren E-Autos? Auch der neue vollelektrische VW ID soll ja mindestens 30.000 Euro kosten.
Das wird nicht eintreten. Es gibt Skaleneffekte über höhere Stückzahlen und größere Produktionseffektivität von ein bis zwei Prozent jährlich, und man ist längst aus dem teuren Prototypenbau raus in der Serienfertigung. Aber viele Batteriehersteller hatten ihre vollen Kosten gar nicht weitergegeben. Das müssen sie jetzt tun. Es gibt auch klare physikalische Gründe, warum die Batterie nicht in großen Sprüngen leichter, kleiner, leistungsfähiger und noch billiger werden kann. Das Elektroauto spart viel in der Nutzung durch geringere Strom- gegenüber den Kraftstoffkosten und weniger Wartung. Es ist über die Nutzungsdauer bereits jetzt mehr als konkurrenzfähig.